Konzertbericht „Phantastische Geschichten“

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Die weit über 800 Zuhörer, die dem sehr guten Ruf des Sinfonischen Blasorchesters aus Ennest am Samstagabend des 14. Januar in die Stadthalle Attendorn gefolgt waren, wurden nicht enttäuscht und erlebten ein Konzert der Extraklasse.

Wieder einmal hatte Dirigent Ingo Samp unter dem Motto „phantastische Geschichten“ eine Auswahl an Stücken zusammengestellt, die passender für sein Orchester nicht hätten sein können. Vor allem im ersten Teil verlangte Ingo Samp seinen Musikern ihr gesamtes musikalisches und technisches Können ab. Unter den 67 Akteuren befanden sich in diesem Jahr neun Nachwuchsmusiker. „Ich bin stolz auf meine Musiker. Es ist jedes Jahr absolut phantastisch, was jeder Einzelne hier leistet“, so Samp nach dem Konzert.

Begonnen haben die Ennester Musiker mit dem Vorspiel zur Oper „Hänsel und Gretel“. Das vielschichtige und technisch sehr komplizierte Stück, verlangte bei den Beteiligten allerhöchste Konzentration, die sich auch auf die ausverkaufte Stadthalle übertrug. Auch der berühmte „Abendsegen“ wurden vom fünfköpfigen Hornsatz des Orchesters so hervorragend vorgetragen, dass die Bearbeitung für sinfonisches Blasorchester dem Original von Engelbert Humperdinck in nichts nachstand.

Die „Four Character Studies“ waren eines der Pflichtstücke beim Landesorchesterwettbewerb 2011 bei dem die Musiker unter der Leitung von Ingo Samp den zweiten Platz belegt haben. Die Fachjury belohnte dort die Ennester mit 23,6 von 25 Punkten. Auch an diesem Abend konnte das Orchester beweisen, diese hervorragende Bewertung verdient zu haben. Besonders Nadja Springob (Querflöte) und Thomas Beumers (Horn) brillierten in ihren Solos mit beeindruckender Tongestaltung.

Regelrecht bombastisch ging der erste Konzertteil mit „Of Sailors and Whales“ zu Ende. Bereits zu Beginn des ersten von fünf Sätzen war die Spannung in der gesamten Stadthalle spürbar. Dirigent und Musiker schafften es, die Zuhörer derart in Ihren Bann zu ziehen, dass man Stecknadeln hätte fallen hören. Im dritten Satz zeigten die Ennester als „Chor“, dass sie auch gesanglich so einiges drauf haben. Die bis zum Schluss noch weiter gesteigerte Spannung im musikalischen Kampf zwischen Kapitän Ahab und Moby Dick entlud sich beim Schlusston mit kraftvollen, dreifachen forte. Mit frenetischen Beifallsstürmen entließ das Publikum die Musiker in die Pause.

“Mein Name ist Bond, James Bond” begrüßte Conférencier Georg Elsaesser zu Beginn des zweiten Konzertteils. Dieser wurde ähnlich einem Kinotrailer mit einigen Takten der berühmten James Bond – Titelmelodie eingeleitet: eine passende Überleitung zum Solisten des Abends.

Stephan Reising ist bereits seit seinem neunten Lebensjahr Mitglied des Musikzugs Ennest und nun schon seit einigen Jahren erster Trompeter des Sinfonischen Blasorchesters. Mit seinen virtuosen Solopassagen wusste der Musikstudent das Attendorner Publikum zu begeistern. Stephan Reising ist einer von mehreren Orchestermitgliedern, die aus ihrem Hobby ihren Beruf gemacht haben bzw. auf dem Wege dorthin sind.

Mit der musikalischen Umsetzung des englischen Kinderbuchklassikers „The Wind in the Willows” von Kenneth Grahame, kamen wohl sicher alle Zuhörer auf Ihre Kosten. Das Stück wird vor allem den jüngeren Zuhörern aufgrund einiger Spezialeffekte besonders gut in Erinnerung bleiben: Die Kröte der Geschichte, imitiert von Moritz Hoffmann an der Posaune, wird in einen Autounfall verwickelt, der mit einem gewaltigen Getöse endet bei dem die sieben Schlagzeuger regelrecht zur Höchstform aufliefen.

Hohe Anforderung an alle seine Schlagzeuger stellte Ingo Samp aber auch im folgenden Stück. Die Geschichte des Comic-Helden Batman, die verhalten mit einer ruhigen Einleitung beginnt, endet mit der Jagd auf Verbrecher in Batmans Heimatstadt Gotham City, verdeutlicht durch ein energiegeladenes und technisch anspruchsvolles Schlagzeug-Solo.

Die anwesenden Musical-Fans werden sich sicher bei „Selections from Starlight Express“ sehr gefreut haben: da fehlte nichts im Vergleich zu Original-Band aus Bochum. Die Soloeinlagen von Robin Lakomek (Trompete), Andreas Regeling (Posaune) und Steffi Goldammer (Altsaxophon) zeigten nicht zuletzt, auf welch hohem Niveau in Ennest musiziert wird.

Die Oscar prämierte US-amerikanische Literaturverfilmung „Forrest Gump“ des gleichnamigen Romans von Winston Groom, in der Tom Hanks wohl eine seiner Paraderollen gespielt hat, kannten wohl fast alle der anwesenden Zuschauer. Dank der ausdrucksstarken Vortragsweise der Ennester Musiker und eines toll intonierten Piccoloflötensolos (Frank Regeling), meinte man die ersten Filmminuten vor dem geistigen Auge ablaufen zu sehen.
Lang anhaltender und tosender Applaus belohnte die Musiker und ihren Dirigenten Ingo Samp, die wieder einmal ein derart anspruchsvolles Programm auf die Beine gestellt haben. Ein tolles Konzert, das leider – aber natürlich erst nach zwei Zugaben – irgendwann zu Ende gehen musste. Dem Motto entsprechend wurden die begeisterten Zuhörer mit der Filmmusik zum James Bond – Klassiker „Goldfinger“ nach Hause entlassen. Das Publikum war auch nach zweieinhalb Stunden noch beeindruckt von der Leichtigkeit mit der auch die größten technischen Hürden gemeistert wurden.

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